Der Bau der Intrige – über Filme, die was machen. Teil 4: Claudia del Fierro + Francisco Huichaqueo

Filme: Claudia del Fierro – El Complejo, Francisco Huichaqueo – Mencer Ñi Pewma
Zum Gespräch: Francisco Huichaqueo & Montserrat Rojas Corradi

„Der Bau der Intrige – über Filme, die was machen“ lotet die Möglichkeiten eines aktivistischen Kinos aus. Die Veranstaltung zeigt aktuelle experimentelle Filme aus Chile. Zum Gespräch kommen der Künstler und Filmemacher Francisco Huichaqueo und die Kuratorin Montserrat Rojas Corradi.

Claudia Del Fierro erkundet filmisch und performativ die Verschränkungen von Politik und Gedächtnis. Ihre künstlerische Praxis involviert häufig Aktionen und öffentliche Interventionen,
die Situationen zuspitzen und die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentation verschwimmen lassen. Für „El Complejo“ setzt sie die Archäologie als politisches Mittel ein.

Francisco Huichaqueos Filme beschäftigen sich mit dem politischen Kampf der Mapuche in Chile um Rechte. Sie sind durchdrungen von den spirituellen Regeln, die den Alltag und das Zusammenleben der Mapuche bestimmen und zeigen soziale, historische und kulturelle Landschaften und Weltanschauungen. Träume stehen oft im Zentrum seiner Filme, sie sind in der Kultur der Mapuche wichtig als Prophezeiung und Richtungsweiser.

Montserrat Rojas Corradi lebt in Santiago de Chile und ist Kuratorin und Autorin. Im D21 Kunstraum ist vom 8.9.– 15.10.2017 die von ihr kuratierte Ausstellung »Constitución 1989« zu sehen.

in Kooperation mit globaLE
http://www.globale-leipzig.de/

gefördert durch
Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Stadt Leipzig Kulturamt

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Über die Filmreihe:
Seit der Moderne ist es vor allem das gesellschaftlich engagierte Kino von Eisenstein bis Farocki, das mit dem Anspruch auftritt, politische Ziele, aber auch Kritik erst in Bildern zu formulieren, um diese dann in der gesellschaftlichen Realität durchzusetzen. Heute hat sich dieser engagierte Film vielerorts in den Räumen der zeitgenössischen Kunst aufgelöst; aus dieser Verbindung entstehen neue Projekte, die den Zuschauer einbinden und aktivieren wollen: Als Rezipientin einer radikal anderen Lebensvorstellung, als Teilhaberin einer kommenden Gemeinschaft. Dabei verbinden sich alte und neue Strategien des Einbeziehens des Publikums, wie das Brechtsche Theater und Konzepte der Performativität. Performativität hat dabei eine doppelte Bedeutung und ist zum einen im Sinne des englischen Performance auf Auftritte und Darstellungen zu verstehen. Zum anderen geht es bei Performativität darum, wie bestimmte Auftritte und Darstellung, im Gegensatz zur Repräsentation, selbst Realitäten schaffen, statt auf sie zu verweisen. Für die Filmreihe ist diese zweite Bedeutung, die auf den amerikanischen Sprachphilosophen John Austin und seine berühmten, unter dem Titel How to Do Things With Words zusammengefassten Vorlesungen zurückgeht, zentral. In einer Auswahl von filmgeschichtlich relevanten sowie zeitgenössischen Arbeiten geht es um Filme »die etwas machen«, die Wirklichkeit herstellen, eine Situation entscheidend verändern; in denen die Kamera, das Filmteam, die Produktion eine Situation zuspitzt, aufdeckt, unmöglich oder eben erst möglich macht.
Dabei geht es um die Möglichkeiten eines aktivistischen Kinos, um engagierten Dokumentarfilm, sowie um die Beschränkungen, mit denen sich künstlerische und politische Filmprojekte konfrontiert sehen, wie direkte und indirekte Zensur. Die Reihe findet im Luru Kino statt, um dort eine intensive kritische Auseinandersetzung im Gespräch von Publikum und eingeladenen Expert_innen zu ermöglichen.

Die Filmreihe wird kuratiert von Lena Brüggemann und Clemens von Wedemeyer.