„Der Bau der Intrige – über Filme, die was machen“ lotet die Möglichkeiten eines aktivistischen Kinos aus. Die dritte Veranstaltung der Reihe zeigt das Songspiel Triptych von Chto delat. Chto Delat ist ein 2003 in St. Petersburg von einer Gruppe von Künstler_innen, Philosoph_innen und Autor_innen gegründetes Kollektiv. Das Songspiel Triptyich besteht aus opernartigen, musikalischen Dramen. Basierend auf der Methodik von Brecht und Weil, die das Songspiel als soziale Kritik entwickelt haben, sucht Chto Delat nach einer Antwort auf die Frage, wie man in Zeiten des kulturellen Imperialismus intellektuelle und kulturelle Aktionen hervorbringt, die eine radikale soziale Transformation entfachen können.
Zum Gespräch über die über die Filme kommen Ina Wudtke und Inga Zimprich.
Ina Wudtke und Inga Zimprich sind Künstlerinnen und Kuratorinnen und leben in Berlin. Ina Wudtke hinterfragt in ihrer Arbeit hegemoniale politisch-gesellschaftliche Diskurse und versucht Gegendiskurse zu Themenfeldern wie Identität, Arbeit, Stadt und Wohnen zu stärken.
Inga Zimprich arbeitet in Gruppenzusammenhängen zu emanzipatorischen Fragestellungen, etwa in der feministischen Gesundheitsrecherchegruppe Berlin. Als Faculty of Invisibility (mit Sönke Hallmann) befasst sie sich mit den sprachlichen Vorrichtungen der Kunstinstitution.
Eintritt frei !!
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Über die Filmreihe:
Seit der Moderne ist es vor allem das gesellschaftlich engagierte Kino von Eisenstein bis Farocki, das mit dem Anspruch auftritt, politische Ziele, aber auch Kritik erst in Bildern zu formulieren, um diese dann in der gesellschaftlichen Realität durchzusetzen. Heute hat sich dieser engagierte Film vielerorts in den Räumen der zeitgenössischen Kunst aufgelöst; aus dieser Verbindung entstehen neue Projekte, die den Zuschauer einbinden und aktivieren wollen: Als Rezipientin einer radikal anderen Lebensvorstellung, als Teilhaberin einer kommenden Gemeinschaft. Dabei verbinden sich alte und neue Strategien des Einbeziehens des Publikums, wie das Brechtsche Theater und Konzepte der Performativität. Performativität hat dabei eine doppelte Bedeutung und ist zum einen im Sinne des englischen Performance auf Auftritte und Darstellungen zu verstehen. Zum anderen geht es bei Performativität darum, wie bestimmte Auftritte und Darstellung, im Gegensatz zur Repräsentation, selbst Realitäten schaffen, statt auf sie zu verweisen. Für die Filmreihe ist diese zweite Bedeutung, die auf den amerikanischen Sprachphilosophen John Austin und seine berühmten, unter dem Titel How to Do Things With Words zusammengefassten Vorlesungen zurückgeht, zentral. In einer Auswahl von filmgeschichtlich relevanten sowie zeitgenössischen Arbeiten geht es um Filme »die etwas machen«, die Wirklichkeit herstellen, eine Situation entscheidend verändern; in denen die Kamera, das Filmteam, die Produktion eine Situation zuspitzt, aufdeckt, unmöglich oder eben erst möglich macht.
Dabei geht es um die Möglichkeiten eines aktivistischen Kinos, um engagierten Dokumentarfilm, sowie um die Beschränkungen, mit denen sich künstlerische und politische Filmprojekte konfrontiert sehen, wie direkte und indirekte Zensur. Die Reihe findet im Luru Kino statt, um dort eine intensive kritische Auseinandersetzung im Gespräch von Publikum und eingeladenen Expert_innen zu ermöglichen.
Die Filmreihe wird kuratiert von Lena Brüggemann, Anke Dyes und Clemens von Wedemeyer.