Ein Filmtag im Rahmen des Projektes Cultural Memory in the Present. Konzeption & Moderation: Nicolas Rossi
Gespräche mit u.a. Jonas Matauschek und Emerson Culurgioni. Freier Eintritt für Studierende der HGB.
Programm:
16.00 h HABITAT (2016) 1h 19 Min.
von Emerson Culurgioni und Jonas Matauschek
17.30 h SEEFEUER (2016) 1h 54 Min.
von Gianfranco Rosi
19.30 h LES SAUTEURS – THOSE WHO JUMP(2016) 1h 22 Min.
von Abou Bakar Sidibé, Moritz Siebert und Estephan Wagner
21.00 h Gespräch im Anschluss an die Filme u.a. Jonas Matauschek, Emerson Culurgioni (Regisseur Habitat), Prof. Clemens v. Wedemeyer, Prof.in Alba d’Urbano, Prof.in Peggy Buth
Den Anfang macht HABITAT (Culurgioni/Matauschek), ein Dokumentarfilm am größten künstlichen See Deutschlands, der für die Vergangenheit des Tagebaus in der Region steht. Hier nistet der Bienenfresser, dessen Migrationsbewegung im Film mit der von Flüchtlingen versinnbildlicht wird, die in einer Unterkunft nahe des Sees ihre Zeit bis zur Entscheidung über ihren Asylantrag absitzen. Einer von ihnen ist der Protoganist Ganiyou Idriss aus Niger. In der Glück-Auf-Straße, einer ehemaligen Bergmannssiedlung lebt der kurdische Poet Farhan Kalasch. Nachdem er in Deutschland Asyl erhalten hat, versucht er nun Frau und Kinder nachzuholen. Ein Heimatfilm – doch für wen?
FUOCOMMARE (Rosi) ist ein Dokumentarfilm über Lampedusa. Im Berlinale-Gewinnerfilm, beobachtet der Regisseur ein Jahr lang das Leben auf der „Insel der Hoffnung“. Der 12-jährige Fischersohn Samuele hat ein recht unbeschwertes Leben. Zwischen Langeweile und Spieltrieb, wächst er an diesem berüchtigten Ort wie jeder andere Gleichaltrige auf. Dagegen herrscht der permanente Ausnahmezustand auf der Auffangstation für Flüchtlinge, dem anderen Handlungsort des Films. Hier, wo die Abfertigung von ankommenden Flüchtlingen in all ihrer Aburdität vollzogen wird, ist das Grauen ersichtlich. Die Aufnahmen wirken ästhetisiert: ein funktionaler Effekt des Regisseurs, oder vielmehr eine Notwendigkeit um das Kinopublikum zu erreichen?
Den letzten Teil der Trilogie bildet der experimentelle Dokumentarfilm LES SAUTEURS – THOSE WHO JUMP (Sidibé/Siebert/Wagner). Auf dem Berg Gurugú bei Melilla, einer Spanische Enklave und auch ein Außenposten Europas, sammeln sich Menschen, die sich von Europa ein besseres Leben versprechen. Dort geben die Filmemacher Moritz Siebert und Estephan Wagner dem malischen Flüchtling Abou Bakar Sidibé ihre Kamera in die Hand. Sidibé, der eine Vielzahl gescheiterter Sprungversuche über den Zaun hinter sich hat, schickt sein Material online nach Berlin, wo Siebert und Wagner erst im Schnittraum wieder ihre Co-Autorenrolle zurückerhalten. Eine methodische Umkehrung der Blickrichtung, welche die Machtverhältnisse klar aufzeigt.
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„Cultural Memory in the Present“ ist ein Projekt von Lehrenden der HGB: Prof. Dr. Beatrice von Bismarck, Prof.in Peggy Buth, Prof.in Alba D’Urbano, Anna Jehle, Prof. Dr. Benjamin Meyer-Krahmer, Prof. Dr. Marc Rölli, Angelika Waniek und Prof. Clemens von Wedemeyer.
Habitat (2016), von Emerson Culurgioni und Jonas Matauschek